Ich habe in einem anderen Artikel geschrieben, dass Kinder in den ersten Jahren vieles, wenn nicht sogar das meiste beim Spielen lernen. Beim Spielen mit Spielzeug, mit anderen Kindern und mit Erwachsenen erwerben Sie Fertigkeiten, die für das formale Lernen im späteren Leben wichtig sind. Kinder, die keine Möglichkeiten und keine Materialien zum Spielen haben, sind eindeutig bei der Bildung einer soliden Basis für das spätere Lernen von Lesen und Schreiben oder der Mathematik, wie auch bei der Entwicklung von adaptiven Reaktionen auf Herausforderungen der Umwelt, mit denen es täglich konfrontiert wird, benachteiligt.
Wenn Kinder spielen, sind sie zunächst vor allem aktiv. Sie tun etwas mit ihren Augen, den Händen, manchmal mit ihrem ganzen Körper. Sie hantieren mit Gegenständen, wiederholen immer wieder das Gleiche, manchmal erstaunlich oft. Sie erforschen Gegenstände meist mit all ihren Sinnen, nicht nur einem oder zwei von ihnen. Geben Sie beispielsweise einem drei Monate alten Baby eine Rassel und schauen Sie, was es alles damit anstellt: es schüttelt sie und hört dem Geräusch zu, das die Rassel macht, gibt sie von einer Hand in die andere und das selbe noch einmal, nimmt sie zum Mund und „schmeckt“ daran, lässt sie fallen und schaut, wo sie hinfällt. Ohne diese Möglichkeit, mit ihren Spielsachen umzugehen und sie mit allen Sinnen zu erforschen, ist das Lernen, das potentiell möglich ist, stark eingeschränkt.
Kleine Kinder benutzen ihr Spielzeug oft nicht so, wie ihre Eltern glauben, dass es richtig wäre. Sie sind häufig ganz innovativ und kreativ. Und ganz sicher mögen sie mit den Gegenständen auf ihre Art und Weise spielen. "Kann er denn nie so mit einem Spielzeug spielen, wie es vorgesehen ist?" mag ein Vater lamentieren, wenn sein kleiner Sohn, die Lokomotive eines Zuges von den Gleisen nimmt und sie wie ein Auto schiebt. Dann nimmt er vielleicht eines seiner Autos, setzt es auf die Schienen und stellt fest, dass es nicht passt, woraufhin es wieder die Lokomotive auf die Schienen stellt. Er hat ausgeführt, was immer er für eine Idee im Kopf hatte, und hat sie dann den physikalischen Eigenschaften seiner Spielzeuge angepasst. Aber ohne dieses kleine selbstinszenierte “Experiment”, ein wichtiger Bestandteil seines Spiels, hätte er wohl nicht verstanden, worin sich die zwei fahrenden Gegenstände unterscheiden.
Gleichzeitig mit der Koordination von Augen und Händen, die beim Spielen mit Spielzeugen gefördert wird, findet dabei sehr viel Konzeptentwicklung statt, d.h. Verständnis der Bedeutung von Beziehungen und den intrinsischen Eigenschaften von Gegenständen. Ein Kind, das versucht ein großes Puzzleteil in eine kleine Lücke zu legen, lernt einiges über „groß“ und „klein“. Ein Kind, das versucht, sein Auto auf dem Esstisch herumzufahren und dem gesagt wird, dass es damit „unter“ dem Tisch und nicht „auf“ dem Tisch spielen soll, lernt das Konzept von Positionen zu verstehen. Und ein Kind, das sich einmal selbst mit einem Holzklotz bewirft und dann mit einem hohlen Plastikklotz, bekommt eine ganz praktische Erfahrung davon, was „hart“ und „weich“ bedeutet. Es gäbe noch zahllose weitere Beispiele.
Auf eine Sache sollten Eltern achten, wenn sie Spielzeug für Ihre Kinder kaufen, und zwar sollten die Spielsachen direkt mit den Kindern kommunizieren, und es sollten nicht unbedingt Erklärungen von Erwachsenen nötig sein. Beispielsweise weiß das Kind sofort, ob es ein Puzzle-Spiel richtig zusammengefügt hat; die zusammenpassenden Teile kommunizieren die Tatsache genauso gut, wie wenn jemand sagen würde „Gut gemacht, Kleiner!“. Es ist nicht verkehrt, wenn wir auch noch einen Kommentar abgeben wie "Oh, du hast ja alle Teile richtig zusammengesetzt" und damit noch eine soziale Bestärkung geben. Aber das Spielzeug an sich hat eigentlich schon seine Botschaft ausgesendet.
Die Fertigkeiten, die beim Spielen heranreifen, vertiefen sich immer mehr. Und wenn sich das Niveau und die Komplexizität von Spielsachen mit dem Alter des Kindes ändern, dann entwickeln sich die erworbenen und geübten Fertigkeiten einfach bis zur nächsten Stufe weiter.
Dr. Bettye M. Caldwell Ph.D. Professor of Pediatrics in Child Development and Education
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